Es gibt schlechte und weniger schlechte Tage

Es gibt schlechte und weniger schlechte Tage, so könnte man meinen Zustand beschreiben. Ja ich habe Eckpunkte, die mir halt bieten, doch im Grunde sind diese von außen bestimmt. Ich bin nicht „Herr meiner selbst“. Fremdbestimmt. Mein Antriebsmotor läuft auf Sparflamme. Aus eigenem Antrieb scheint nur noch wenig zu funktionieren.

Einsicht

Ich brauche Hilfe, denn alleine schaffe ich es nicht. Die Erkenntnis und das Eingeständnis hierzu hat auf sich warten lassen. Auch zu akzeptieren, dass, das was ich gerade durchmache eine Krankheit ist. Ja, ich bin krank. Von Außen mag man es mir nicht wirklich ansehen, insbesondere für Menschen, die mich nicht wirklich kennen. Kein Pflaster, kein Gips, keine roten Punkte, kein Husten, Schnupfen oder ein sonstiger Ausschlag. Selbst ein Corona-Test bleibt negativ!

Lediglich, die Menschen, die mich kennen, bekommen eventuell und ansatzweise mit, dass ich noch zurückgezogener als sonst bin. Ohnehin bin ich ein eher introvertierter und ruhiger Mensch und es braucht seine Zeit, bis ich mich öffne. Da ich aber eh, kaum Kontakt zu Verwandten, Freunden und Bekannten habe und auch nicht suche, bleibt mein „Leiden“ unbemerkt. Nur ich selbst merke wie es in mir aussieht.

Mein Körper

Auch mein Körper will nicht mehr so wie sonst. Neben der Antriebslosigkeit, verspüre ich Kraftlosigkeit und vor allem keine Ausschläge in meiner Stimmung und meinen Gefühlen. Häufige Kopfschmerzen, ich kann mich nicht konzentrieren, zumindest nicht für längere Zeiten.

Lesen, geht auch nicht so von der Hand. Wenn ich es schaffe ein paar Sätze oder Absätze zu lesen, dann habe ich diese, bis ich am Ende des Satzes oder Abschnittes ankomme, bereits mehrfach gelesen. Das was ich lese kommt jedoch nicht an. Es geht verloren.

Bereits bevor ich mit meiner mittelgradigen Depression krankgeschrieben wurde, war ich über zwei Wochen krank und hatte Rückenschmerzen, so wie ich sie noch nicht kannte, heute erkenne ich, es waren die ersten Anzeichen meiner Depression.

Eine Maschine

Schlafen, kann ich auch nur noch zeitweise. Die Nacht wird zum Tag und der Tag wird durch Dösen unterbrochen. Mein Kopf macht kaum noch pausen. Die Gedanken kreisen und durchleuchten alles. Ich stelle Dinge in Frage, jedoch ohne je eine Antwort oder ein Ergebnis zu erhalten. Wie eine Maschine surrt mein Körper, aber unhörbar. Wie ein Sturm ohne Wind. Keine Kraft die die Maschine antreibt zu einer besonderen Leistung, kein Wind, der das Windrad dreht. Und all das ohne Pause.

Besuch beim Psychotherapeuten

Durch einen Dringlichkeitsvermerk auf einer Überweisung meiner Hausärztin, habe ich über die 116117 zumindest einen Termin für ein Erstgespräch mit einem Psychotherapeuten erhalten. Es soll festgestellt werden, welche Hilfe in meinem Zustand wohl die beste Behandlungsmethode ist.

Ich treffe auf eine Therapeutin, die mir ebenfalls attestiert, dass ich mich in einer mittelgradigen Depression befinde. Eine Therapie wird mir angeraten, doch leider kann sie mir auch keinen Therapieplatz anbieten. Auch die Idee einer ambulanten Reha-Maßnahme befürwortet sie.

Privater Trainer – Coaching

Ein privates, psychologisches Training würde ich schneller bekommen, als einen Therapieplatz bei einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeuten. Wenn ich selbst zahlen könnte oder würde, hätte ich schon binnen zwei Wochen einen Platz und Hilfe. Doch leider stehen mir nicht genug finanzielle Mittel zur Verfügung.

Meine Krankenkasse lehnt eine Kostenübernahme ab, obwohl ich ihr meine Telefonliste und die Ergebnisse meiner Versuche einen Therapieplatz zu bekommen nachweise. In der Zwischenzeit sind noch einige weitere Einträge zur Liste hinzugekommen. Ja selbst zwei Tageskliniken für eine ambulante Therapie befinden sich nun darunter.

Online Psychotherapie

Die schlechten Tage, die mal weniger oder mehr schlecht sind ziehen sich nun schon über einige Monate hinweg. Aus Wochen sind nun also Monate geworden, doch ein wirkliches Zeitgefühl habe ich nicht. Zur Überbrückung habe ich eine digitale Gesundheitsanwendung verschrieben bekommen. Mit dem Rezept bin ich dann zu meiner Krankenkasse gefahren und habe einen Freischaltcode für eine dreimonatige, digitale Gesundheitsanwendung erhalten.

Es gibt eine digitale Psychotherapie über die Plattform von Selfapy.com. Der online Kurs ist für 12 Wochen angelegt. Zumindest gibt es nun den ersten Hilfeansatz neben der bislang rein medikamentösen Behandlung und den guten Ratschlägen meiner Ärztin.

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