Genauso wie die Frage nach dem, ob man ein Mensch zweiter Klasse ist, wenn man an einer Depression leidet oder gelitten hat, könnte man mit den Gedanken spielen eine ähnliche Meinung über Therapien zu bilden. Ist es nicht eine Schwäche, wenn ich mich in eine Therapie begebe oder begeben muss? Du kannst solche Gedankenspiele getrost beiseiteschieben. Es ist egal was andere denken, nur du kennst dein Inneres und deine Gedanken. Du weißt, dass du Hilfe benötigst und wie jeder andere hast auch du Hilfe gesucht oder suchst sie. Du bist wohlmöglich zunächst zum Arzt gegangen, genauso wie jeder andere es auch tun würde, ohne auch nur darüber nachzudenken. Egal welche Krankheit man hat, ob es nun Zahnschmerzen sind, es der Rücken ist oder etwas anderes, jeder sucht nach entsprechender Hilfe.
Therapie
Neben der Reha, deren Heilkraft sich mir erst später erschloss, war es letztendlich die Einzeltherapie, die ich in Anspruch nehmen durfte, die mir verholfen hat den Weg aus der Depression zu finden. Sicherlich nicht ohne meine eigene Motivation mich auf den Weg zu machen. Meine Depression war für mich wie ein Schleier, der sich über mich gelegt hatte. Ein dicker Nabel, der den Blick in die Ferne verweigert. Hinzu kam die scheinbare Kraftlosigkeit, die fehlende Motivation, alles in allem fühlte ich mich wie ein Schwimmer in der Mitte eines Ozeans, wie ein verirrter Wanderer in der Mitte eines tiefen finsteren Waldes.
Meine noch tiefer liegende innere Einstellung
Auch wenn meine Welt zur Hochzeit meiner Depression nicht so weit wie ein Ozean oder so weitläufig wie ein Wald erschien, sondern sich eher auf die heimischen vier Wände beschränkte. Lag in mir verborgen meine ureigene Kraft, das Feuer der Wissbegierde, die Neugier, die Offenheit und das Interesse an so vielen Dingen und gegenüber allem, was mein Interesse weckt. Es bedarf lediglich jemanden, der das Feuer wieder entfacht und anschürt. Wie eine alte Dampflok, die Dampf benötigt, um davon zu fahren. Ein Einheizer, der die Lok bzw. den Dampfkessel auf Temperatur bringt.
Vorbild Steve Jobs
In seiner Rede vor den Absolventen der Stanford-Universität im Jahr 2005 prägte Steve Jobs den Ausdruck “Stay hungry, stay foolish.” Dieses Zitat hat eine tiefere Bedeutung und kann wie folgt übersetzt werden: “Bleibt hungrig, bleibt tollkühn!”.
Die Worte “Stay hungry” bedeuten, dass man ehrgeizig und voller Tatendrang bleiben soll. Man sollte sich nicht zufriedengeben und immer nach Verbesserung streben. “Stay foolish” hingegen ermutigt dazu, neuartigen Ideen und Überzeugungen zu folgen, auch wenn sie als unkonventionell oder verrückt erscheinen mögen.
Es geht darum, sich nicht von Zweifeln oder dem Urteil anderer abhalten zu lassen und den eigenen Weg zu gehen. Steve Jobs betonte in seiner Rede die Wichtigkeit, sich selbst treu zu bleiben, und ermutigte die Absolventen, ihren Leidenschaften zu folgen und das Beste aus ihrem Leben zu machen. Das Zitat “Bleibt hungrig, bleibt tollkühn!” ist eine kraftvolle Aufforderung, stets neugierig, mutig und leidenschaftlich zu bleiben.
Es bedarf also solcher Menschen, die begeistern und bewegen können.
Meine Therapeutin
Wenn ich nur eine Person nennen dürfte, der ich dankbar bin, und es sind bei weitem mehr Personen, dann würde ich, ohne großartig überlegen zu müssen, meine Therapeutin nennen. Ich habe ihr so viel zu verdanken, dass Worte kaum ausreichen. Sie hat es verstanden, die Kohle dort zu stochern und das Feuer dort zu entfachen, wo ich es nötig hatte. Sie war mir die im Grunde unbezahlbare Hilfe. Ihr gilt mein tiefster Dank. Es beflügelt noch heute meine Gefühle, wenn ich daran denke wie viel die Unterhaltungen geholfen haben, mich wieder auf den Weg zu machen.
Sicherlich meine Neugier und Offenheit trug dazu bei mich mit den manchmal auch lästigen „Hausaufgaben“ zu beschäftigen, neben meinen eigenen Gedanken zu recherchieren und mein Wissen zu bereichern.
Es gibt Hilfe, auch für dich!
Suche auch du dir Hilfe, falls du es noch nicht getan hast, sie mag anders aussehen als bei mir. Du magst die gleiche Hilfe auch anders empfinden als ich sie empfunden habe. Wie bereits gesagt, jeder ist einzigartig.
Du magst eventuell auch zunächst nicht erkennen, dass es dir eine Hilfe ist, so wie es bei mir der Fall mit der Reha war. Aber hätte ich mich ihr gegenüber verschlossen und wäre auf Gegenkurs gegangen, dann hätte ich mit Sicherheit keinen Wert und nicht das Gute daran gefunden. Nimm erst einmal an und lasse es zu, dass man dir helfen möchte. Ziehe später den Nutzen und das positive für dich heraus.
Sei es also nun eine Gruppentherapie, eine digitale Gesundheitsanwendung, die Reha oder im besten Falle eine Einzeltherapie. Die Hauptsache ist, du kümmerst dich und suchst nach Hilfe. Gib nicht auf, auch wenn es lange Wartelisten und Wartezeiten gibt. Es lohnt sich, gib nicht auf, gib Dich nicht auf! Jede Hilfe ist am Ende unbezahlbar.