Ein bis auf die Überschrift leeres weißes Papier liegt vor mir. Therapeuten steht oben drauf, sonst nichts. Ich setze mich an meinen Computer und tippe in die Suchmaschine meinen Wohnort und Therapie. Eine Liste von Therapiezentren tut sich auf. Ich verändere meine Suchanfrage und tippe nun Therapeuten anstatt Therapie. Eine noch längere Liste wird mir angezeigt. Nun werde ich konkreter. Psychotherapie. Ich passe noch einmal meine Suche an, indem ich den Ausschnitt der Straßenkarte, die mir zusätzlich angezeigt wird auf mein Wohnviertel verschiebe.
Eine kleine Auswahl
Ich schreibe mir sechs in der Nähe liegende Therapeutinnen und Therapeuten auf mein Blatt und notiere dazu die Telefonnummern. Bereits jetzt fühlt es sich an, als hätte ich einen ganzen Tag gearbeitet, der Kopf dröhnt und wenn ich einen Hauch von Zuversicht sehe, so ich diesen in den sechs Nummern und Namen auf dem Blatt Papier vor mir. Morgen, ja Morgen werde ich die ersten Anrufe tätigen.
Morgen ist auch noch ein Tag
Heute ist nicht das Morgen von Gestern. Nein, es sind mehrere Tage vergangen bis zum heutigen Tag. Ich wollte eigentlich den Vormittag nutzen um meine Anrufe zu tätigen. Ruhe wollte ich haben, also Nachmittags geht das dann nicht. Da ist meine Frau zu Hause und es gibt andere Dinge zu tun. Morgen mach ich es wirklich.
Anrufbeantworter
Los geht es, nachdem ich dieses lästige Thema immer wieder vor mir her geschoben habe. Papier ist ja bekanntlich geduldig. Der erste Anruf, ein Anrufbeantworter, ich lege auf. Der zweite Anruf, wieder ein Anrufbeantworter. Dieses mal ist der AB etwas redseliger mit Hinweisen darauf, wann man die beste Möglichkeit hat jemanden persönlich zu erreichen. Dritter Anruf, die Liste wird kürzer, ein Anrufbeantworter mit der Bitte eine Rufnummer zu hinterlassen, es wird zurück gerufen. Glück gehabt. Jetzt habe ich eine Therapeutin.
Warten
Nachdem wieder zwei Tage vergangen sind und es bislang keinen Rückruf gab musste ich wieder aktiv werden. Habe ich mich eventuell auf dem AB versprochen und die falsche Nummer hinterlassen? Nach der Tintenpartonen–Triskele würde mich das nicht verwundern. Habe ich eventuell zu undeutlich gesprochen?
Ich passe den Zeitpunkt meiner Anrufe, so gut es geht, den Hinweisen der Anrufbeantworter an um jemanden persönlich sprechen zu können. Darüber hinaus gibt es ja noch weitere Rufnummern, die ich noch nicht versucht habe.
Die Ausbeute ist allerdings mager. Bis auf einige Wartelisten die zwischen drei bis sechs Monate Wartezeit versprechen, sind direkte Absagen ebenfalls dabei. Ich erweitere meine Liste um weitere Einträge und bekomme aber keine anderweitige Auskunft. Es heißt wohl wirklich warten.
Neue Medikamente
In der Zwischenzeit habe ich von meiner Hausärztin ein neues Medikament erhalten. Das Johanniskraut hat bei mir leider keine Wirkung gezeigt. Mirtazapin heißt das neue Mittelchen und ich bekomme es in einer geringen Dosis verschrieben. Zumindest kann ich anfangs besser einschlafen und bin die Nacht nicht mehr ganz so unruhig. Besser geht es mir dadurch allerdings nicht wirklich.
Zudem habe ich nun eine Überweisung zu einem Psychiater, der die Medikamentation verifizieren soll. Doch auch um einen Termin beim Psychiater zu bekommen, heißt es drei Wochen warten.
Warten überbrücken
Meine Hausärztin hat einen Artikel gelesen über ein Online-Programm zur Behandlung von Depression, ob ich daran Interesse habe. Zumindest könnte ich damit die Wartezeiten auf einen Therapieplatz überbrücken. Ich soll auch über eine Reha-Maßnahme nachdenken, den Antrag hierzu gibt es ebenfalls im Internet. Eine weitere Möglichkeit um eventuell schneller an einen Therapieplatz zu kommen sind Tageskliniken rät sie.
Das sind aber gleich ganz viele Möglichkeiten und Dinge, die ich angehen soll. Ich fühle mich überfordert. Ich werde erst einmal warten.